Was macht ein aEMT?
Mit dem Smart-Meter-Rollout werden deutschlandweit Schritt für Schritt intelligente Messsysteme in Gebäuden installiert. So werden die Verbrauchsdaten, insbesondere beim Strom- und Gasverbrauch, automatisiert an Netzbetreiber und Energieversorger übermittelt und zugleich weitere Geräte, wie steuerbare Verbrauchseinrichtungen, in das Kommunikationsnetzwerk eingebunden. Für den Betrieb und die Nutzung des intelligenten Messsystems sind hohe Sicherheitsanforderungen sowie standardisierte Marktprozesse einzuhalten.
Eine in diesem Kontext definierte Rolle ist der „aktive Externe Marktteilnehmer“ (aEMT). Dieser übernimmt die Aufgabe, lokale Geräte hinter dem Smart Meter Gateway (SMGW) zu betreiben. Dies umfasst beispielsweise den Empfang von Daten, die Verwaltung von Geräten sowie die Ausführung von Schalthandlungen. Der aEMT übernimmt damit zukünftig eine zentrale Marktrolle im deutschen Strommarkt.
Hintergrund
Das SMGW ermöglicht nicht nur die Fernauslesung von Strom- und Gaszählern sondern bietet über seine CLS-Schnittstelle die Möglichkeit weitere Geräte im Gebäude anzusprechen. Über diesen Weg sollen insbesondere lokale Energieanlagen aktiv in den Energiemarkt eingebunden werden und z.B. für den Netzbetreiber erreichbar sein. Aber auch andere Geräte und Anwendungen sollen das SMGW als Kommunikationskanal nutzen können. Voraussetzung dafür ist zum einen ein CLS-kompatibles Gerät im Gebäude, zum anderen ein entsprechendes Backend-System. Mithilfe dieses Backend-Systems kann über das SMGW ein Kommunikationskanal zum CLS-Gerät aufgebaut werden und Daten ausgetauscht werden. Das Backend-System wird ausschließlich von einem aEMT betrieben, weshalb es auch oft als aEMT-System oder als CLS-Managementsystem bezeichnet wird.
Die Aufgaben eines aEMT
Der aEMT ist die einzige Instanz, die über das SMGW direkt auf das CLS-Gerät zugreifen kann, um so z. B. Kommunikationsverbindungen einzurichten oder die Konfiguration des CLS-Geräts zu ändern. Dafür interagiert dieser auch mit anderen Marktrollen – wie dem Smart-Meter-Gateway-Administrator (GWA), – der seinerseits die Konfiguration des SMGW für die CLS-Kommunikation einrichtet oder ändert. Im Wesentlichen kann man den aEMT als den Administrator des CLS-Gerätes betrachten.
Nachdem die Kommunikationsverbindung zwischen dem aEMT-System und dem CLS-Gerät hergestellt wurde, hat der aEMT die Möglichkeit, Daten mit dem CLS-Gerät auszutauschen, sei es der Empfang von Messwerten oder das Senden von Steuerungsbefehlen. Die erhaltenen Messwerte können entweder direkt im aEMT-System verarbeitet oder an ein anderes Zielsystem weitergeleitet werden.
Chancen für Unternehmen
Die spezifische Umsetzung hängt von der Systemarchitektur und dem Business-Konzept des Unternehmens ab. Einige Unternehmen stellen ihre aEMT-Dienstleistungen als Service für andere Unternehmen bereit, bieten also die Kommunikationsplattform für deren Anwendungen an. Dabei verantworten sie die angemessenen Sicherheitsmaßnahmen bei der Kommunikation mit dem Zielsystem. Für andere Unternehmen ist das aEMT-System lediglich ein Baustein zur Umsetzung ihrer eigenen Anwendungen.
In Bezug auf netzbedingte Steuerungshandlungen gibt es eine andere Vorgehensweise. In diesem Fall werden die erforderlichen Anpassungen vom zuständigen Netzbetreiber identifiziert und festgelegt. Der aEMT ist dann dafür verantwortlich, diese Anpassungen unverzüglich umzusetzen. Dies betrifft jedoch ausschließlich Anlagen, die gemäß dem Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) netzrelevant sind.
Zusammengefasst
- Der aEMT ist die Sicherheitsinstanz im Backend
- Der aEMT administriert das CLS-Gerät
- Der aEMT leitet Daten an Zielsysteme weiter (Provider) oder verarbeitet diese selbst
Voraussetzungen für einen aEMT
Da aEMT mitunter auf netzrelevante Anlagen zugreifen können, müssen sie besondere Sicherheitsvorschriften erfüllen, um die kritische Infrastruktur vor Cyberangriffen zu schützen. So muss jedes Unternehmen, das die Rolle des aEMT übernehmen will, ein Informationssicherheitsmanagementsystem (ISMS) nach ISO/IEC 27001 einführen. Das kann mitunter einen erheblichen Aufwand darstellen.
Zudem muss jeder aEMT nachweislich die Anforderungen aus der Technischen Richtlinie TR-03109-4 und der Zertifikatsrichtlinie für die Smart-Meter-PKI erfüllen. Dies betrifft unter anderem IT-Systeme und Prozesse und erfordert ein entsprechendes Zertifikats- und Schlüsselmanagement. Dies gilt auch für Unternehmen, die keine netzbedingten Steuerungshandlungen an lokalen Anlagen durchführen wollen. Wer diese Anforderungen nicht selbst umsetzen will, sucht sich Unterstützung durch einen aEMT-Dienstleister.